Während es jahrelang kompliziert war, in der Verpackungskette alle Nasen in eine nachhaltige Richtung zu bringen, scheinen jetzt immer mehr Partner in der Branche von der Bedeutung der Zusammenarbeit überzeugt zu sein. „Einzelhändler und Verpackungsunternehmen übernehmen mehr und mehr die Führung bei nachhaltigen Verpackungen. Sie stellen Spezialisten und Nachhaltigkeitsmanager ein; die Marketingabteilung entscheidet nicht mehr nur, welche Verpackungen in die Regale kommen“, sagt Merijn Bos, Vertriebsleiter bei der Oerlemans Packaging Group. Das Unternehmen stellt flexible Folien und Verpackungen aus Kunststoff und seit der Übernahme von Stempher in diesem Jahr auch aus Papier her. Die Oerlemans Packaging Group besteht aus sieben Unternehmen, jedes mit seinem eigenen Spezialgebiet, und verfügt über eine hoch entwickelte Forschungs- und Entwicklungsabteilung: das Oerlemans Technology Center (OTC). Alle sieben Unternehmen produzieren sowohl für Food als auch für Non-Food.
Drei große Herausforderungen
‚Wir machen Nachhaltigkeit gemeinsam‘ ist eines unserer Credos. Deshalb stellen wir beispielsweise 16 Direktoren für genossenschaftliche Verbände in der Verpackungsindustrie und sind unter anderem im Plastikpakt Niederlande aktiv“, sagt Nachhaltigkeitsdirektor Rob Verhagen. Ihm zufolge steht der Verpackungssektor vor drei großen Herausforderungen: „Das Abfallmanagementsystem lässt viel zu wünschen übrig. Die Kreislaufwirtschaft kann besser gesichert werden und Abfall muss vermieden werden. Außerdem muss der Kohlenstoff-Fußabdruck von Verpackungen in der gesamten Kette verringert werden. Eine wichtige Frage ist zum Beispiel, wie durch ein nachhaltigeres Design auch bei der Logistik gespart werden kann. Und schließlich wollen wir den Materialverbrauch reduzieren, da der übermäßige Verbrauch von Rohstoffen ein großes Problem darstellt. Wenn wir uns auf die Kreislaufwirtschaft konzentrieren, verwandeln wir Abfälle in Rohstoffe, reduzieren den CO2-Ausstoß und benötigen weniger neue Rohstoffe. Die Kreislaufwirtschaft ist also ein hervorragendes Instrument, um die übergeordneten Ziele zu erreichen.“
Vom Verbundwerkstoff zum Monomaterial
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat das Unternehmen fünf Nachhaltigkeitsrichtungen definiert: Re-duce, Re-Use, Re-Cycle, Re-Design und Re-New. „Gemeinsam mit den Kunden schauen wir uns an, welche spezifischen Probleme sie haben und welche Lösungsrichtungen dazu passen. Die Strategie des Kunden ist entscheidend“, sagt Merijn. „Was die Reduzierung angeht, haben wir bereits große Fortschritte gemacht.“ fährt Rob fort: „Wir haben zum Beispiel immer dünnere Folien entwickelt. Bei Barriere- und Gefrierfolien haben wir zum Beispiel eine Reduzierung um bis zu 50 % erreicht. Zu diesem Zweck werden verschiedene Arten von Kunststoffen laminiert. Viele Verpackungen, die heute im Handel erhältlich sind, kombinieren beispielsweise PET und Polyethylen, oder sie enthalten PVDC oder PA in einer der Schichten. Das gibt der Verpackung eine höhere Barriere, Durchstoßfestigkeit, bessere Verarbeitbarkeit und spart auch noch Logistik. Das ist natürlich super cool, aber die kombinierten Materialien stören das Recycling. Deshalb wollen wir zum Monomaterial Polyethylen zurückkehren; das passt am besten in das Recyclingsystem. Allerdings muss das neue Material die gleichen Eigenschaften haben wie das Verbundmaterial: eine hohe Barriere, gute Transparenz und hohe Steifigkeit und Durchstoßfestigkeit.“
Vor den Truppen
Im September wird in Gießen (Nordbrabant) ein neues Werk eröffnet, in dem Barriereverpackungen aus dem neuen Material hergestellt werden sollen. Die Baukosten belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro. „Wir haben vor der Zeit investiert, weil wir eine große Nachfrage nach Barriereverpackungen sehen, die zu 100 % recycelbar sind. Viele Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, ab 2025 nur noch mit recycelbaren Verpackungen zu arbeiten. Auch die Prozesse und Verpackungsmaschinen müssen dafür angepasst werden. In der Branche bedeutet 2025 also eigentlich schon morgen.“
Geringere Respiration, längere Haltbarkeit
Eine weitere Innovation – entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Perfotec – ist der Perfotec Linerbag. Merijn erklärt: „Dabei handelt es sich um Großverpackungen, unter anderem für den AGF-Transport, die mit kleinen Laserperforationslöchern in unserer Spezialfolie versehen sind.“ Rob fügt hinzu: „Obst und Gemüse atmen nach der Ernte weiter – wir nennen das Respiration. Das ist von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich. Wenn man genau die richtige Anzahl von Löchern in die Verpackung einbringt, reduziert man die Atmung enorm und verlängert die Haltbarkeit um bis zu sechs bis 12 Wochen. Außerdem verringert diese Verpackungsmethode den Feuchtigkeitsverlust um 10 %, was wiederum die Qualität verbessert. Und die Pflanzen können per Schiff statt per Flugzeug transportiert werden: geringere Transportkosten und weniger CO2-Emissionen. Spargel, Weintrauben, Wassermelonen und Ananas werden bereits mit diesen großen Umverpackungen transportiert.“ Welche nachhaltigen Perspektiven haben sie noch für die Lebensmittelindustrie? Merijn: „Wir werden unser Portfolio mit 100%iger Recyclingfähigkeit für alle Lebensmittelanwendungen weiter ausbauen.“ Rob: „Die Kette zu schließen und sicherzustellen, dass das verfügbare Rezyklat bestmöglich genutzt wird, das ist unsere größte Herausforderung in der kommenden Zeit.“
Neue Verpackungsherausforderungen
Farm Frites beliefert Gastronomen in mehr als 100 Ländern mit einer Vielzahl von Pommes frites, Kartoffelspezialitäten und Appetithäppchen. Gemeinsam mit seinen Partnern investiert das Familienunternehmen seit mehr als 50 Jahren in die Entwicklung, Verarbeitung und Vermarktung von Kartoffelprodukten. Marketingdirektor Sander van der Linden: „Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle. Wir stellen uns ständig der Herausforderung, die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf die Umwelt weiter zu minimieren. Bei unseren Verpackungen streben wir weltweit nach weniger und wiederverwertbarem Material, wenn möglich aus erneuerbaren Stoffen. Dabei müssen jedoch alle Funktionen erhalten bleiben, um die Qualität unserer Produkte zu gewährleisten. Das ist die große Herausforderung.“
Grenzen der Optimierung
„Um beispielsweise Verpackungsmaterial zu sparen, suchen wir nach der Art von Kisten, die eine möglichst effiziente Beladung von Lastwagen und Transportbehältern ermöglichen. Dadurch werden auch Transportbewegungen und CO2-Emissionen eingespart. Wir untersuchen auch, ob die Materialien dünner gemacht werden können. Der Optimierung sind jedoch Grenzen gesetzt; der angestrebte Umweltnutzen geht verloren, wenn das dünnere Material zu Produktverlusten oder Transportschäden führen würde.“
Gute Zusammenarbeit
Farm Frites setzt sich für wiederverwertbare Verpackungen ein. Dies ist bereits bei Tiefkühlprodukten der Fall. In den letzten zwei Jahren hat Farm Frites zusammen mit Oerlemans Packaging einen intensiven Entwicklungsprozess durchlaufen, um auch gekühlte Pommes frites und Spezialitäten mit recycelbarer Folie auszustatten. „Ausgangspunkt sind die Anforderungen, die wir an die Folie stellen, wie z. B. die Erhaltung der Produktqualität und die Verbesserung der Nachhaltigkeit“, sagt Sander. „Innerhalb dieses Prozesses ist eine gute Zusammenarbeit unerlässlich. Man beginnt mit dem Entwickeln, Testen und Optimieren. Eine Folie mit guten Laborergebnissen muss auch während eines Produktionslaufs auf verschiedenen Verpackungsmaschinen gut funktionieren. Da wir unter einer Schutzatmosphäre verpacken, müssen die Siegel intakt bleiben. Wir akzeptieren keine Einstiche, und der Beutel muss das richtige ‚Look and Feel‘ behalten.“
Weitere Nachhaltigkeit
Mit Blick auf die Zukunft prüft Farm Frites die weitere Verwendung von pflanzlichen und/oder recycelten Materialien (Rezyklat). „Die ersten erfolgreichen Schritte wurden bereits zusammen mit Oerlemans für Beutel zur Probenahme von gelagerten Kartoffeln unternommen. Diese sind recycelbar, enthalten Rezyklat und sind mehrfach wiederverwendbar. Für unser Pilotprojekt verwenden wir ihre Planet Positive Fries-Folie mit pflanzlichem Kunststoff.“
Inzwischen erlebt Farm Frites mehr denn je, dass die Lebensmittel- und Verpackungswelt sich darauf konzentriert, die Verpackungskette nachhaltiger zu gestalten. Sander: „Das stellt hohe Anforderungen an die Branche, aber auch an unsere Mitarbeiter, Lieferanten, Maschinen und Materialien. Wir sind stolz darauf, dass wir gemeinsam mit Oerlemans eine Rolle bei diesem Wandel spielen können.“
Farm Frites | Pommes frites, Kartoffelspezialitäten und Appetizer
Oerlemans Plastics (opackgroup.nl)
Quelle: Vakblad Voedingsindustrie (Englisch)